Interview mit Anne Hartmann und Andrea Chiappa von der Malteser Klinik von Weckbecker, Bad Brückenau
Die dunkleren Monate des Jahres laden zur Entschleunigung ein und den Blick nach innen zu richten. In der Malteser Klinik von Weckbecker in Bad Brückenau spielt dieses bewusste Innehalten seit jeher eine besondere Rolle. Heilfasten, Fasten in Stille und spirituelle Begleitung gehören hier zusammen.
Im Gespräch berichten Dipl. theol. Anne Hartmann, Bereichsleiterin Seelsorge und Psychologie, und Dipl. oec. troph. Andrea Chiappa, Bereichsleiter Ernährung und ärztlich geprüfter Fastenleiter, wie Menschen gerade im Advent zu mehr innerer Ruhe finden können – und warum weniger manchmal mehr ist.
Warum ist gerade der Herbst und Winter eine passende Zeit, um sich bewusst für Heilfasten, Fasten in Stille und den „Stilleren Advent“ zu entscheiden?
Anne Hartmann:
Der November ist eine Zeit des Rückzugs – die Natur zeigt uns das auf eindrückliche Weise. Die Blätter lösen sich von den Bäumen, die Energie zieht sich ins Erdreich zurück, die Formen werden klarer, die Prozesse langsamer. Es liegt nahe, dass wir diesen Bewegungen folgen und uns nach innen wenden, zum Beispiel durch Fasten und stille Zeiten.
Andrea Chiappa:
Der Advent war ursprünglich eine Fastenzeit – eine Phase der Vorbereitung und inneren Reinigung. Heute ist diese Zeit oft geprägt von Hektik und Überfülle. Viele spüren, dass ihnen das nicht guttut. Fasten im Winter wirkt wie ein Gegenpol: Es schenkt Ruhe, Fokus und das Gefühl, wieder bei sich anzukommen.
Was bedeutet „Stilles Fasten“ besonders im Advent – und wie funktioniert das?
Andrea Chiappa:
Fasten in Stille öffnet Räume – nach innen wie nach außen. Wenn wir auf Nahrung und Ablenkung verzichten, werden wir durchlässiger für das, was in uns wirkt: innere Impulse, Gedanken, manchmal auch lange überhörte Gefühle. Texte, Meditationen und Gebete können uns dabei auf seelischer Ebene stärken. Die Stille ist kein Schweigen, sondern achtsames Wahrnehmen – viele erleben das als heilsam und befreiend.
Anne Hartmann:
Um eine Alternative zur Überfülle im Advent zu schaffen, haben wir unser Adventsprogramm bewusst entschlackt. Statt vieler Veranstaltungen gibt es täglich einen kurzen adventlichen Text im Meditationsraum – danach Zeit für Stille. Wer möchte, kann sich auch ganz zurückziehen, etwa zum Fasten im eigenen Zimmer. Es geht nicht um Verzicht, sondern um ein feineres und genaueres Wahrnehmen unseres Inneren und um ein tieferes Ankommen bei uns selbst.
Was unterscheidet das Fasten in der Malteser Klinik von Weckbecker von anderen Anbietern?
Andrea Chiappa:
Bei uns steht das Fasten im Mittelpunkt – nicht als Zusatzangebot, sondern als Herzstück der Klinik. Es wird medizinisch und therapeutisch begleitet, mit einem klaren Fokus auf die Darmsanierung. Dazu gehören auf Wunsch tägliche Darmspülungen mit warmem Wasser und ein gezielter Darm- und Kostaufbau. Viele spüren schon nach wenigen Tagen, wie ihr Körper neue Energie gewinnt. Um selbst zu erleben, was dieses Konzept bewirken kann, erhält jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter als besonderen Benefit eine Woche Fasten geschenkt.
Anne Hartmann:
Besonders ist auch die Verbindung von körperlicher und seelischer Heilung. Wir wollen unseren Gästen neben der Fastennahrung Nahrung für die Seele anbieten: Musik, Meditation, Gottesdienste, gemeinsames Beten, Singen, sich austauschen, sich begegnen. Das Fasten wird so zu einer spirituellen Erfahrung – ein Weg, um sich selbst, anderen und dem, was über uns hinausgeht zu begegnen.
Warum sind gerade Fasten und andere Präventionsangebote im Bäderland Bayerische Rhön so passend?
Andrea Chiappa:
Die Rhön hat eine stille, zurückhaltende Art – genau das macht sie ideal fürs Fasten. Weite Landschaften, klare Luft und viel unberührte Natur schaffen Freiräume, in denen man zur Ruhe kommen kann.
Anne Hartmann:
Hier lenkt wenig ab. Diese Schlichtheit tut gut – sie führt ganz selbstverständlich zurück zum Wesentlichen.
Welchen Tipp haben Sie, um gesund und fit ins neue Jahr zu starten?
Anne Hartmann:
Suchen Sie sich kleine Inseln der Stille – Momente, in denen Sie weniger tun. Eine Katze streicheln, den Atem spüren, in Ruhe einen Tee trinken. Stille ist keine Leistung, sondern eine Erfahrung, die Kraft schenkt.
Andrea Chiappa:
Viele unserer Gäste nutzen bewusst die erste Januarwoche, um langsam ins neue Jahr zu finden. Gerade Menschen mit hohem beruflichem Druck schätzen diesen sanften Start – ohne Termine, ohne Hektik. Es ist eine gute Zeit, das alte Jahr abzuschließen und achtsam in das neue zu gehen.