In einer Zeit, in der viele Menschen den Halt verlieren, stellen sich immer drängendere Fragen: Woher komme ich? Wer bin ich? Wohin gehe ich? Doch diese existenziellen Fragen bleiben oft im beschleunigten Alltag unbeantwortet. Wir sind entwurzelt, oft schon von klein auf – Babys, die bereits in digitale Geräte blicken, wachsen ohne echten Halt auf.
Das Smartphone ist für viele zum Ersatz für Religion geworden. Wir halten uns als Menschen wohl daran fest bzw. halten „es“ in der Hand, doch hält „es“ uns wirklich? Werden wir haltlos, wenn wir uns daran festklammern? Ein Baum ohne Wurzeln hat keine Resilienz – genauso wenig wie wir, wenn uns der tiefere Sinn im Leben fehlt.
Echte Begegnung – eine absolute Notwendigkeit
Wir brauchen echte Begegnungen. Schon Martin Buber sagte: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ Menschen sehnen sich nach Halt, nach einer Rückverbindung zum Wesentlichen. Diese Wiedererkennung des Religiösen ist essenziell. Ohne einen Anker, ohne eine spirituelle Dimension, geraten viele in die Erschöpfung. Wir sehen es überall: Burnout, Boreout, Stress, das Gefühl der Leere, Lebensmüdigkeit.
Liebe, die Quelle der Kraft
Woher soll „Liebe“ kommen, wenn Gott nicht mehr als Quelle der Liebe wahrgenommen wird? Gott als aus sich heraus Liebende Wirklichkeit ist die größte „Sympathisantin“ des Menschen. Wenn wir das Geheimnis des Menschseins vergessen, dann verkümmert die Selbst- und auch Nächstenliebe. Menschliches Da-Sein bewegt sich zwischen den Extremen von „Narzissmuss“ und „Altrusimus“ – beides bringt Menschen in die Irre. In einer Gesellschaft, in der totale Achtsamkeit oft in Narzissmus umschlägt, bleibt das Geben auf der Strecke. Auch das Helfersyndrom ist nicht die Lösung – es geht nicht darum, sich selbst aufzugeben, sondern sich in einem größeren Sinn aufgehoben zu fühlen – Herzen halten sich Heimat im Himmel, so würde ich als Seelsorger formulieren.
Das Rotorblatt-Prinzip: Selbstliebe, Nächstenliebe, Gottesliebe
Stellen wir uns ein Windrad vor: Drei Flügel, die in gleicher Größe, in Balance sein müssen, um Auftrieb zu geben, den Wind des Lebens aufzunehmen und zu wandeln in Lebensenergie: Selbstliebe, Nächstenliebe und Gottesliebe – wenn eines fehlt, gerät das System ins Wanken. Gott als das dritte Rotorblatt gibt Halt, Stabilität, Perspektive, Tiefgründigkeit und Energie.
Dankbarkeit spielt dabei eine zentrale Rolle. Danke, Bitte, Entschuldigung – diese drei Worte sind wie die Rotorblätter, die uns stabilisieren. Sie helfen uns, nicht vor der Welle des Lebens wegzukippen, sondern auf ihr zu reiten und aufrichtig, oder besser aufrichtig zu sein.
Kein oberflächliches Wellness-Programm – sondern eine tiefgehende Reise
Es geht um viel mehr als um kurzfristige Entspannung oder Wellness. Spiritueller Halt ist kein schneller Prozess, sondern eine alltägliche Kompetenz, die über Jahre wächst. Doch dieser Weg lohnt sich – für ein Leben mit mehr Tiefe, Resilienz und bodenständiger Verbundenheit.